Neunter Niederbayerischer Direktvermarktertag in Straubing
Schwerpunkte Recht, Wirtschaftlichkeit und Verpackung

Die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändern sich laufend. In mehreren Vorträgen konnten sich die knapp 100 Teilnehmer am neunten niederbayerischen Direktvermarktertag Anfang Februar 2019 am Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo) in Straubing auf den neuesten Stand bringen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Beraternetzwerk Direktvermarktung der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Niederbayern.

Referenten und OrganisatorenZoombild vorhanden

Referenten und Organisatoren

Josef Groß, Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Straubing, betonte, dass immer mehr Verbraucher regionale Produkte nachfragen. Der Leiter des Technologie- und Förderzentrums für nachwachsende Rohstoffe Dr. Bernhard Widmann stellte in seinem Grußwort die umfangreichen Aufgaben- und Forschungsschwerpunkte des KoNaRo vor. Mechthild Schmidhuber, Beraterin für Einkommenskombinationen am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf, führte in das breite Themenspektrum der Veranstaltung ein.
Sonja Osiander am Rednerpult

Sonja Osiander

Alles ausgezeichnet? – Allergen- und Nährwertkennzeichnung in der Direktvermarktung
Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten nehmen in der Gesellschaft zu. Die Aufgabe der Direktvermarkter sei es nicht, diesen Trend zu bewerten, so die Diplom-Oekotrophologin Sonja Osiander, sondern mit einer entsprechenden Kennzeichnung dem Kunden die Möglichkeit zu geben, sich über die Inhaltsstoffe des Lebensmittels zu informieren. So ist jeder, der Lebensmittel verkauft verpflichtet, die 14 Hauptallergene in hervorgehobener Art und Weise zu kennzeichnen. Dies kann entweder direkt auf der Verpackung oder bei losen Waren mit Hilfe eines Ordnerverzeichnisses im Hintergrund geschehen. Auch die Nährwertkennzeichnung ist in der Regel verpflichtend. Als Berechnungsgrundlage kann hierzu der Bundeslebensmittelschlüssel genutzt werden.
Damit spart man sich aufwändige Analysen. In bestimmten Fällen, wie zum Beispiel bei der Herstellung von nur kleinen Mengen oder bei direkter Abgabe der Lebensmittel an den Endverbraucher, können Direktvermarkter von der Nährwertkennzeichnungspflicht befreit werden. Hierbei sollte allerdings unbedingt die Rücksprache mit der zuständigen Lebensmittelüberwachung erfolgen.
Referentin Jutta Einfeldt

Jutta Einfeldt (r.)

Nachhaltige Verpackung von Lebensmitteln – Möglichkeiten für Direktvermarkter
Neben der Kennzeichnung auf der Verpackung spielt die Verpackung an sich eine Rolle. Jutta Einfeldt von C.A.R.M.E.N e.V. ist in ihrem Vortrag dem Wunsch der letztjährigen Teilnehmer nachgekommen, nachhaltige Verpackungen vorzustellen. Der Markt liefert bereits eine Vielzahl an Lösungen für die unterschiedlichsten Produktgruppen. Eine Möglichkeit sind Biokunststoffe, die laut Einfeldt allerdings nicht die optimale Lösung darstellen. Sie sind nur unter optimalen Bedingungen biologisch abbaubar und dürfen daher nicht im Bioabfall entsorgt werden. Zudem sind sie mitverantwortlich an der Verschmutzung der Weltmeere, da sie sich im Wasser nicht zersetzen. Bessere Alternativen sind Verpackungen aus Papier oder Cellophan.
Am nachhaltigsten sei es allerdings, auf Einwegverpackungen weitestgehend zu verzichten. Das Einführen von Pfandsystemen oder das Umstellen auf wiederverwendbare Verpackungen, wie zum Beispiel Baumwolltaschen für Obst und Gemüse, könne einen Beitrag leisten, Verpackungsmüll nachhaltig zu reduzieren.
Thomas Grünner auf der Bühne

Thomas Grünner

Stimmt die Kasse? Kassenführung im Steuerrecht
Referent Thomas Grünner ging in seinem Vortrag zunächst auf die grundsätzliche Aufzeichnungspflicht ein. Im Anschluss daran stellte er die verschiedenen Kassensysteme vor. Nach wie vor zulässig sind offene Ladenkassen, ECR-Kassen mit dem "Typ 3"sowie PC-Kassen. Die Aufzeichnungspflichten belaufen sich dabei auf die Kassenberichte, das Kassenbuch, das Zählprotokoll und die Eigenbelege. Abschließend ging der Referent auf den Ablauf von Außenprüfungen und Nachschauen sowie die Folgen einer nicht ordnungsgemäßen Buchführung ein. Grünner rät dazu, offene Ladenkassen durch andere Systeme zu ersetzen. Unter anderem deshalb, da sie in den nächsten Jahren aufgrund der "hohen Manipulationsanfälligkeit" verstärkt in den Prüfungsfokus geraten werden. Ein weiterer Vorteil anderer Kassensysteme sei zudem der geringere Dokumentationsaufwand.
Ludwig Maurer auf der Bühne

Ludwig Maurer

Mit Wagyus auf Erfolgskurs
Der aus zahlreichen Fernsehsendungen bekannte Rattenberger Profikoch Ludwig Maurer stellte in seinem Praktikerbericht seinen Betrieb und sein Konzept vor. Maurer züchtet Wagyu-Rinder und verarbeitet diese "from nose to tail". Auf Zerlege-Events liefert er seinen Kunden die Antwort auf die Frage der richtigen Verwendung der verschiedenen Teilstücke. Dabei verweist er auf den Trend, bei dem mit besonderen Zuschnitten möglichst viele Teilstücke als hochwertige Steaks oder Braten verwendet werden können. Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach außergewöhnlichen, hochwertigen Lebensmitteln, die mit Hilfe der richtigen Zubereitungsweise für ein einzigartiges Geschmackserlebnis sorgen.
Neben einem hochwertigen Lebensmittel spielen eine ausgeklügelte Marketingstrategie und ein gutes Netzwerk eine wichtige Rolle für den Erfolg. Begehrlichkeit schaffen und Lebensmittel – keine Produkte – verkaufen, das gab Ludwig Maurer den Teilnehmern und Teilnehmerinnen mit auf den Weg.
Rettner am Rednerpult

Stefan Rettner

Damit muss ich rechnen – Wirtschaftlichkeit und Preiskalkulation
Jeder Unternehmer ist darauf angewiesen, wirtschaftlich zu arbeiten. Um sich selbst besser einschätzen zu können, ist eine genaue Wirtschaftlichkeitsberechnung und eine gute Preiskalkulation unabdingbar. In seinem Vortrag stellte Stefan Rettner, Berater für Direktvermarktung und Betriebsentwicklung vor, wie die Direktvermarkter dabei am besten vorgehen. Eine solide Datengrundlage ist die Basis der Analyse. Einnahmen und Ausgaben müssen exakt zugeordnet werden und die Arbeitszeit sowie Privatentnahmen sind zu erfassen. Auf Basis der Analyse lässt sich die Preiskalkulation durchführen. Hierbei ist es wichtig, sowohl die eigenen Erzeugerpreise, als auch einen Aufschlagsfaktor für Rohertrag und Mehrwertsteuer in die Berechnung einzubeziehen.
Anhand von Beispielen stellte Rettner einen unmittelbaren Praxisbezug her und machte deutlich, je besser man seine Zahlen im Blick hat, desto leichter fällt es, Schwächen zu erkennen.
Fabian Höß auf der Bühne

Fabian Höß

Das neue Verpackungsgesetz – Anforderungen und Umsetzung
Das Ziel des neuen Verpackungsgesetzes ist es, Verpackungsmüll zu reduzieren. Fabian Höß vom Bayerischen Bauernverband stellte den aktuellen Stand des Verpackungsgesetzes vor und die damit verbundenen Verpflichtungen für die Direktvermarkter. Jeder, der Waren in Verpackungen verkauft, ist seit dem 01.01.2019 verpflichtet, seiner Registrierungs- und Systembeteiligungspflicht nachzukommen. Ansonsten drohen Bußgelder, Verkaufs- und Abgabeverbote sowie im schlimmsten Fall wettbewerbsrechtliche Abmahnungen. Höß gab den Anwesenden den Rat, sich in jedem Fall jetzt zu registrieren, um möglichen Abmahnungen zu entgehen.
Besucher

Zahlreiche Besucher

Gespräche am runden Tisch mit Maurer

Erfahrungsaustausch

Erfahrungsaustausch in der Pause

Erfahrungsaustausch

Tisch mit Verpackungsmaterial

Verpackungsarten

Ansprechpartner

Mechthild Schmidhuber
AELF Deggendorf-Straubing
Amanstraße 21a
94469 Deggendorf
Telefon: 0991 208-2120
Fax: +49 991 208-2190
E-Mail: poststelle@aelf-ds.bayern.de
Kerstin Fischer
AELF Deggendorf-Straubing
Kolbstraße 5a
94315 Straubing
Telefon: 09421 8006-1213
Fax: +49 991 208-2190
E-Mail: poststelle@aelf-ds.bayern.de