Soziale Landwirtschaft
Treffen für Interessierte und Aktive aus Niederbayern und Oberpfalz

Die Teilnehmer des siebten Treffens „Soziale Landwirtschaft in Nieder-bayern und der Oberpfalz“ auf dem Hermannsberg, Wiesent, Landkreis Regensburg mit Organisatorin Kerstin Rose vom Passauer Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (re).

Ist der Bauernhof "nur" ein Ort, wo Lebensmittel produziert, die Felder bestellt, die Tiere aufgezogen werden? Die "Soziale Landwirtschaft" entwickelt sich erfreulich. Hier werden neben dem laufenden Betrieb Komponenten wie persönliche Entwicklung, Therapie, Gesundheit und Beschäftigung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen "produziert".

Menschen mit Handicap, wie z. B. einer geistigen oder körperlichen Behinderung, psychischen Erkrankung, Senioren, ehemalige Drogenabhängige u. ä., werden im Kontakt mit Natur, Tier und Mensch sinnvoll beschäftigt bzw. übernehmen sinnvolle Arbeiten. Ebenso sind Kinder und Jugendliche eine Zielgruppe.

Offenes Netzwerk
In den Niederlanden betreiben mehr als 1000 Bauernhöfe erfolgreich diese Einkommenskombination. Auch in Deutschland und v. a. Bayern gibt es Vorreiter. Diverse Seminare zur Sozialen Landwirtschaft befassten sich intensiv mit dem Thema. Daraus resultierend treffen sich halbjährlich Interessierte und Aktive zur offenen Netzwerkarbeit und fachlichem Input.
Mögliche (Dienst-)Leistungen und Zielgruppen

Denkbare (Dienst-)Leistungen:

  • Beschäftigung
    • Anleitung
    • Berufliche Bildung
  • Wohnen
    • Verpflegung
    • Alltägliche Betreuung /Erziehung
    • Pflege
  • Freizeitangebote
  • Therapie
Mögliche Zielgruppen:

Kinder und Jugendliche, Erwachsene im erwerbstätigen Alter mit geistiger oder/und körperlicher Behinderung, Senioren, Demenzerkrankte, psychisch bzw. suchtkranke Menschen.

Ansprechpartnerin

Kerstin Rose
AELF Passau
Innstraße 71
94036 Passau
Telefon: 0851 9593-4435
Fax: +49 851 9593 4424
E-Mail: poststelle@aelf-pa.bayern.de

Rückblick

Großes Interesse am bayernweiten Infotag

Soziale Landwirtschaft nimmt in Bayern Fahrt auf

Die Soziale Landwirtschaft wird als eine Perspektive für landwirtschaftliche Betriebe in Bayern immer interessanter. Über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen am Online-Infotag Soziale Landwirtschaft teil. Den Einstieg in ein soziales Unternehmertum erleichtert ab Februar 2023 zum vierten Mal ein Seminarangebot.
In der Sozialen Landwirtschaft werden Menschen aller Altersstufen mit besonderen Bedürfnissen auf Bauernhöfen betreut und beschäftigt. Der Wunsch nach einer solchen Betreuung - in einer ländlichen Umgebung und mit Bezug zur Natur - nimmt immer mehr zu. Das zeigen Anfragen aus allen Regionen Bayerns.
Die Angebote der Betriebe reichen dabei von Beschäftigung und Arbeit, Betreuungsleistungen, Unterkunft, hauswirtschaftlicher Versorgung und Verpflegung bis hin zu erlebnispädagogischen Dienstleistungen. Die Landwirte können auf diesem Weg zusätzliches Einkommen generieren, eine zusätzliche Arbeitskraft gewinnen und leisten einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl.
Welche soziale Dienstleistung passt zum Betrieb?
"Die Soziale Landwirtschaft in Bayern wächst und gedeiht", stellte auch Regine Wiesend zu Beginn des Infotags fest. Sie ist zuständig für Erwerbskombinationen am Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Kerstin Rose, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Passau zeigte die Möglichkeiten der facettenreichen Dienstleistung.

Einblicke in die Abläufe auf ihren Höfen gewährten anschaulich drei Bäuerinnen:

  • Zu Gisela Elfinger, in Reichling, kommen stundenweise Therapiegruppen sowie die Alzheimer-Gesellschaft Lechrain und deren Angehörige auf den besonderen Erlebnisbauernhof.
  • Antje Gmelin, Bauzinger Schimmelhof/Hauzenberg, bietet Wohnen, Leben, Struktur und den normalen Alltag für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen. Die Warteliste der Jugendämter ist leider lang.
  • Christin Ebenbeck, vom gleichnamigen Reiterhof in Sinzing, führt zusammen mit einer Fachkraft tiergestützte Therapie und Aktivitäten für alle Altersgruppen durch. Der Familienbetrieb erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen.

Seminarreihe 2023

Das 12-tägige Seminar zur Betriebszweigentwicklung ab Februar 2023 wird in fünf Modulen angeboten und schließt im Oktober 2023 mit einem Zertifikat ab, berichtete die zweite Seminarleiterin Ina Feldhoffer vom AELF Augsburg. Lehrfahrt, interessante Referenten und die Erstellung eines passgenauen, individuellen Betriebszweig-Konzepts stellen die Höhepunkte dar. Die Kosten für das Seminar betragen 260 Euro.

Informationen und Anmeldung - Staatsministerium Externer Link

15. Netzwerktreffen Soziale Landwirtschaft

"Motivierend und hochinteressant"

Teilnehmergruppe steht im Mindestabstand unter einem Baum
Das 15. offene Netzwerktreffen Soziale Landwirtschaft im Oktober 2020 erfreute sich wieder regen Zuspruchs. Die Teilnehmenden aus ganz Bayern plus eine Baden-Württembergerin informierten sich über das Thema Bau im Bereich der Seniorenangebote. Organisiert hatte den Termin Kerstin Rose vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Passau-Rotthalmünster. Gastgeber war der Soziale Landwirtschaftsbetrieb Justland in Straubing.
Zuvorkommend zeigte sich die Stadt Straubing und ließ, aufgrund geltender Corona-Bestimmungen, den weitläufigen Rittersaal für die Veranstaltung öffnen.
Bauen im Außenbereich

Die Firma Dankerl offenbarte viel Know-how. Gut verständlich und kurzweilig erklärte Dr. Korbinian Scherm, AELF Straubing, die komplexen Sachverhalte beim Bauen im Außenbereich. Ein breites Beratungsspektrum zeigte anschließend die EUTB-Stelle (Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung) auf. Kostenlos und kompetent werden deutschlandweit an den örtlichen Stellen Hilfesuchende beraten und mit Unterstützern vernetzt.

Das Haus Maria Rast, Wohn- und Therapiestätte für Menschen mit Suchterkrankungen

Am Nachmittag rückten die Praktiker in den Vordergrund: Das Haus Maria Rast, Wohn- und Therapiestätte für Menschen mit Suchterkrankungen (Anm: ausgelöst durch legale Drogen wie Alkohol und Tabletten), berichtete gemeinsam mit Landwirt Georg Winklhofer, Kohlpoint/Ruhstorf, von Alltag, Nutzern und von zahlreichen Erfolgen. Die Therapie findet im Haus Maria Rast, Träger "Sozialteam", täglich auf mehreren landwirtschaftlichen Betrieben statt. Interessant ist der Umstand, dass die gastgebenden Betriebe keinerlei pädagogische Vorbildung benötigen: Die Therapeuten begleiten die Nutzer auf den Höfen. Georg Winklhofer, einer der gastgebenden Betriebe, berichtete anhand zahlreicher Beispiele von (Erfolgs-) Erlebnissen. Die Zuhörerschaft lauschte gebannt den eindrucksvollen Schilderungen. Fragen wie, ob man das auch in anderen Regionen anbieten könne, zeugten von der Begeisterung.

Praktizierende Betriebe im Landkreis Straubing

Praktizierende Soziale Landwirtschaftsbetriebe im Landkreis Straubing stellte Kerstin Rose vor. Die Vielfalt war beeindruckend, ebenso der Bericht von Steffi Köllnberger über die „Tierische Schulvorbereitende Einrichtung der Papst-Benedikt-Schule“. Regelmäßig wird mit dem Inklusions-Kindergarten ein Bauernhof besucht. Nachahmung empfohlen: Die Kinder beginnen zu sprechen, bauen Ängste ab, entwickeln sich sprunghaft zum Positiven. Eltern, Landwirt, Erzieherinnen und Erzieher seien vom Angebot überzeugt.

Der Betrieb Justland

Zum Abschluss war Justland selbst an der Reihe. Der facettenreiche Betrieb biete jungen Menschen Ausbildungsmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen, z.B. dem (Zier-) Gartenbau, so Referent Hermann Wocheslander. Mit Empathie würden z.B. sozial auffällige junge Menschen ins geregelte Leben geführt. Von den Kompetenzen und der gartenbaulichen Produktpalette überzeugten sich die Teilnehmenden bei einer Hofführung.

Dank an Ehrengäste

Abschließend bedankte sich Kerstin Rose bei den Straubinger Ehrengästen - auch für deren Grußworte: 2. Bürgermeister Werner Schäfer, Behindertenbeauftragter des Bezirks, Markus Scheuermann, stellvertr. Landrat Andreas Aichinger, Bezirksobmann Gerhard Stadler, Kreisbäuerin Claudia Erndl und Behördenleiter des AELF Straubing, Josef Groß.
Mit Spannung darf das nächste Netzwerktreffen erwartet werden: Kerstin Rose hatte zu Beginn der Veranstaltung die Entwicklungen seit dem vergangenen Netzwerktreffen dargelegt. Die gespickte Pinnwand bot ein vielversprechendes Bild der positiven Werdegänge. Ein Grund mehr, die Netzwerktreffen Soziale Landwirtschaft zu besuchen, resümierte ein Teilnehmer.