Kurzrasenweide
Voraussetzungen, Wasserversorgung und erster Weideaustrieb
Kühe auf einer Kurzrasenweide
Eine großflächige Weideführung bei variabler Flächengröße kennzeichnet Kurzrasenweiden. Ziel ist, die Tiere während der Weideperiode ausschließlich über die Weide zu versorgen (Vollweide), um Futterkosten drastisch zu senken. Positiver Nebeneffekt: Die Problempflanzen Ampfer und Gemeine Rispe gehen deutlich zurück.
Ein Teil der Weidefläche, die sogenannte Kernfläche, wird ständig beweidet. Aus diesem Grund wird sie oft auch intensive Standweide genannt.
Ziel der Weideführung muss es sein, den Grasbestand immer zwischen 4 bis 6 Zentimetern Aufwuchshöhe zu halten. Dies geschieht durch Vergrößern oder Verkleinern der Fläche.
Man kann mit dem gesamten Tierbestand oder auch nur mit dem Jungvieh auf die Weide.
Auch müssen ausreichend zusammenhängende Flächen, bei Milchkühen genügend hofnahe Flächen, vorhanden sein. Als Faustregel gilt: je Kuh ein Tagwerk Weide (3 Kühe je Hektar).
Nicht zuletzt sollte die Bereitschaft zu saisonaler Abkalbung (bei Kurzrasenweide mit Milchkühen) vorhanden sein.
Wasserversorgung
Wasser ist das billigste Futtermittel, wird aber häufig vernachlässigt
- Der Wasserbedarf einer Kuh liegt bei ca. 4 bis 5 Litern Wasser je kg Milch
- Die Milch besteht zu knapp 90 % aus Wasser
- Ein Bedarf von 120 bis 150 l je Kuh und Tag sind möglich (je nach Witterung)
- Wasser muss immer frisch, sauber und von einwandfreier Qualität sein
- Beachten Sie die Nachlaufgeschwindigkeit: Sie sollte mindestens 8 bis 10 l / min betragen
Tränken
- Mindestens 1 Tränke je 2 (– 4) Hektar, je Weide sollten mindestens 2 vorhanden sein; je höher die Leistung desto mehr
- Tränken gleichmäßig und dezentral verteilen, um die Ausscheidungen besser zu verteilen
- Tränken nicht in Senken und nicht zu nahe am Ausgang platzieren
- Bereich um die Tränke etwas auskoffern
- Kein Versetzen der Tränken (Flächenvernichtung)
Wie kann man die Tiere tränken?
- Offene Wasserstellen scheiden wegen der Wasserqualität eigentlich aus
- Tränkefässer sind in der Regel nur bei oberflächlicher Betrachtung wirklich billig
- Stationäre Tränke und Wasserleitungen im Boden sind das Mittel der Wahl!
Wie könnte die Tränke aussehen?
- Betonring (ca. 1 m hoch) etwas eingraben, damit verschüttetes Wasser leichter versickern kann
- Leitungsende sollte ca. 3 Meter länger sein, um die Wanne leichter säubern zu können.
Aus dem Ring herausnehmen, bei Bedarf im Ring ausschütten. - Ventil mit hohem Wassernachlauf verwenden
Wasserleitungen
- Durchmesser der Leitungen mind. ½ besser ¾ bis 1 Zoll
- Auf Frosttiefe gehen oder eine Auslaufventil anbringen (vielleicht mit Kompressor durchblasen)
- Leitungen nicht „wild“ verlegen (Verlegeweg „einmessen“)
Erster Weideaustrieb – Tiere weidefähig machen
Der erste Weideaustrieb – einige Gedanken
- Nicht alle Tiere gehen gleich "freiwillig" aus dem Stall
- Wenn sie draußen sind, wollen sie meistens sofort wieder rein
- Wenn sie draußen sind und nicht gleich wieder reinwollen, sehen sie dafür den Zaun nicht.
- Sind sie draußen, wissen sie meist nicht, dass man Gras direkt vom Halm weg fressen kann.
Tieren den Stall "abgewöhnen"
- Tiere ein paar Tage außerhalb vom Stall unterbringen z.B. leeres Fahrsilo mit Vorraum quasi als „Weidestall“ nutzen
- Tiere komplett aus dem Stall gesperrt (maximal zum Füttern kommen sie rein)
- Dies kann auch gleich zum Anlernen der Tiere an den Zaun verwendet werden
Zaun was ist das? Tiere kennen den Zaun nicht
© Thomas Folger, LKV
Folgende Vorgehensweise hat sich bewährt:
- Bau einer „Wagenburg“ oder ähnlichem (dadurch können die Tiere nicht ausbrechen) oder den Weidezaun außen mit einem "Bretterzaun" versehen.
- Vorrichtung innen mit einem Elektrozaun versehen und den Zaun kenntlich machen. Die Tiere darin anlernen; sie sind neugierig und berühren den Zaun. Bekommen sie einen Schlag, merken sie sich dies und "erkennen" den Zaun als Grenze an.
Rinder sehen den Weidezaun nicht – den Weidezaun kenntlich machen
Weidezaunlitze
Unser Tipp:
Den kompletten Weidezaun mit Absperrbändern sichtbar machen. Eine Weidezaunlitze alleine reicht oft nicht.
Wie mach ich’s mit den Kleinen – Kälberweide
Tiere stehen nur am Eingang / Fressen auf der Weide nicht
- Einfach abwarten, nach knapp 1 bis 2 Wochen gibt sich das Problem von selbst
- Vor dem Austrieb kurz mal wieder Eingrasen, Tiere lernen „Grünzeug“ zu fressen
- Futter im Stall reduzieren und den Faktor Hunger erhöhen
- Tieren nicht nachgeben, sondern sie draußen lassen
- Jegliche Arbeiten in Weidenähe unterlassen, v.a. Futter herrichten
Weidekontrolle
Aufwuchsmessung – wöchentlich
- Am einfachsten ist die „Deckelmethode“ (Eimerdeckel und Meterstab nötig)
- Weidefläche mit „gedachten Linien“ durchziehen (an markanten Punkten orientieren)
- „Gedachte Linie“ soll die Weide gut repräsentieren (keine Bereiche weglassen)
- Diese Linie entlanggehen und alle 10 bis 20 Schritt eine Messung, auch an Geilstellen
- Mind. 40 Messpunkte je Fläche
- Messung auf allen Weiden, Milchvieh- und Jungviehweide, wöchentlich durchführen
- Ziel: ca. 5 bis 6 cm Aufwuchshöhe
(Richtung Herbst kann man eine etwas – 1 cm – höhere Aufwuchshöhe u.U. tolerieren) - Bei Abweichungen reagieren -> Weidedruck ändern
Kontrolle der Tankmilch – täglich
- Geht Milchmenge in wenigen Tagen um mehr als 10 bis 15 % zurück -> Problem
- Aufwuchs ist einfach zu wenig (niedrige Aufwuchshöhe)
- Es wurde einige Zeit mit zu geringem Weidedruck gefahren, dadurch entstehen "ältere Geilstellen" die nicht mehr gefressen werden
- Wachstum hört (Trockenheit, Kälte ..) auf und nur noch diese Geilstellen sind da
- Anfangs fressen Kühe gar nichts mehr (und brüllen)
- Irgendwann fressen sie die Geilstellen dann aber doch -> Milchrückgang
- Weide geht ins "Schossen" (Weide wächst davon), führt zu Acidose -> Milchrückgang
Körperkondition
- Bei zu knappen Futterangebot nimmt die Körperkondition der Tiere ab
- Schlechte Körperkondition kann neben mangelndem Futterangebot auch ein Zeichen für Parasitenbefall sein (um Futter auszuschließen -> Aufwuchsmessungen)
Beurteilung der "Weidenarbe"
- Anzahl und Größe der Geilstellen beachten (Weidedruck OK?)
- Bei optimalem Weidedruck (und bei frühzeitiger Vorweide) kann sich der Ampfer i.d.R. nicht mehr entwickeln
- Grasnarbe wird dichter
Die wichtigste Kontrollarbeit der Kurzrasenweide ist die wöchentliche Messung des Weideaufwuchses. Bei Abweichungen von den Zielwerten muss der Weidedruck geändert werden.